Ihr fahrt ins Kinder- oder Jugendhospiz und merkt erst vor Ort, dass ein dringend benötigtes Medikament fehlt oder die Absaugkatheter aufgebraucht sind. Ihr wählt die Nummer eurer Kinderärztin oder eures Kinderarztes – doch die Praxis winkt ab: „Wir können keine Rezepte ausstellen, weil Ihr stationär versorgt werdet.“
Warum zählt das Kinderhospiz zur stationären Versorgung – aber ohne Rezepte?
- Stationär ≠ Krankenhaus: Im Krankenhaus darf eure niedergelassene Ärztin oder euer niedergelassener Arzt tatsächlich keine Rezepte ausstellen. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sichert deshalb die Klinik noch für wenige Tage die Versorgung ab, bis ihr ein Folgerezept bekommt.
- Kinderhospiz = Heim: Kinderhospize sind zwar stationäre Einrichtungen, werden aber rechtlich als Heime – nicht als Krankenhäuser – eingestuft. Hauptaufgabe ist die Hospizpflege, nicht eine intensive ärztliche Behandlung.
- Ärztliche Anbindung, aber keine Notfallpraxis: Manche Hospize beschäftigen eigene Ärztinnen oder Ärzte oder kooperieren eng mit niedergelassenen Kolleg:innen. Eine 24/7‑Versorgung wie auf einer Palliativstation oder im Krankenhaus ist aber weder vorgesehen noch möglich.
Freie Arztwahl bleibt bestehen
Gerade bei seltenen, schwer verlaufenden Erkrankungen ist eine spezialisierte Betreuung durch z. B. Neuropädiater:innen oder Onkolog:innen entscheidend. Im Hospiz bleibt es euer Recht, weiterhin Eure vertrauten Fachärzt:innen zu konsultieren. Die Hospizärzt:innen verstehen sich als zusätzliche Anlaufstelle und arbeiten bei Bedarf eng mit Euren Spezialist:innen vor Ort zusammen.
Vorplanung schützt vor Engpässen
Damit Ihr Euren Aufenthalt im Hospiz entspannt und ohne Stress meistern könnt, plant idealerweise mit ausreichend Puffer:
- Medikamentenvorrat frühzeitig anfordern
- Bestellt ein bis zwei Wochen vor Eurer Abfahrt alle festen und Bedarfsmedikamente.
- Klärt mit Eurer Ärztin bzw. Eurem Arzt und dem ambulanten Pflegedienst, welche Mengen realistisch sind – gerade bei Notfallmedikamenten für Epilepsie oder akute Schmerzkrisen.
- Hilfsmittel rechtzeitig checken und bestellen
- Prüft alle Rollstuhl‑, Beatmungs- oder Inkontinenzhilfen mehrere Wochen vor dem Termin auf Funktionstüchtigkeit.
- Lasst ausreichend Ersatzteile und Verbrauchsmaterialien (Katheter, Filter, Schläuche) liefern. Manche Sanitätshäuser liefern erst nach Vorlage eines aktuellen Rezepts – plant auch dafür genug Zeit ein.
- Mehr Verbrauchsmaterial einpacken.
- Im Hospiz kann sich der Verbrauch zum Beispiel von Windeln oder Sondenmaterial erhöhen, etwa durch andere Pflegegewohnheiten oder kurzfristige Defekte.
- Packt daher lieber großzügiger als zu knapp.
Was tun bei akutem Rezeptbedarf im Hospiz?
- Ansprache vor Ort: Wendet Euch direkt an die Pflegefachkräfte oder die Hausleitung. Ihr seid bestimmt nicht die ersten Eltern mit dieser Herausforderung.
- Krankenkasse kontaktieren: Ruft werktags Eure Krankenkasse an und fragt nach einer kurzfristigen Lösung – oft gibt es in Notfällen Wege, auch während eines stationären Aufenthalts Folgerezepte zu erhalten.
- Spezialisierte Notfallversorgung: In medizinischen Notfällen greifen Hospize auf die SAPV (Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung) oder den kassenärztlichen Notdienst zurück.
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Mit guter Vorbereitung und klarer Kommunikation könnt Ihr die Versorgungslücken im Hospiz weitgehend vermeiden und Euch auf das Wesentliche konzentrieren: die Zeit mit Eurem Kind. Bleibt mutig und fragt nach, wenn Ihr Unterstützung braucht – Ihr seid nicht allein!