Mein Herz ras­te. 150 Schlä­ge pro Minu­te, min­des­tens. Die Kran­ken­kas­se hat die Kos­ten­über­nah­me für die War­tung von Linns Pfle­ge­bett abgelehnt.

Nach über 20 Jah­ren häus­li­cher Inten­siv­pfle­ge ist es pas­siert: Ich habe den Über­blick ver­lo­ren. Wir wuss­ten nicht ein­mal, dass eine War­tung durch­ge­führt wur­de – und auch nicht, dass sie nötig oder geplant war.

Ich spu­le gedank­lich zurück:
Die War­tung wur­de nicht von uns beauf­tragt. Nie­mand hat uns gefragt oder infor­miert. Offen­bar hat­te ein Mit­ar­bei­ter des Sani­täts­hau­ses – das übri­gens nicht unser Ver­trags­part­ner für die zwei Pfle­ge­bet­ten ist – das Bett im För­der­be­reich ent­deckt und eigen­stän­dig ent­schie­den: „Das muss gewar­tet wer­den.“ Und hat es ein­fach gemacht.

Die­ses Sani­täts­haus ist aktu­ell für kei­ne Ver­sor­gungs­be­rei­che bei Linn zustän­dig, die über die Kran­ken­kas­se lau­fen. Es ist kein Part­ner für die Pfle­ge­hilfs­mit­tel bei uns zu Hau­se. Die­ses Bett steht im För­der­be­reich (frü­her: Schu­le) und wur­de über die Kran­ken­kas­se damals ange­schafft. Auf­grund die­ser Tat­sa­che muss eine Kos­ten­über­nah­me jedes­mal im Vor­feld ange­fragt und geklärt wer­den, wenn das Hilfs­mit­tel der Kran­ken­kas­se gehört. Denn im För­der­be­reich gibt es wei­te­re Kos­ten­trä­ger, die auch dafür zustän­dig sein kön­nen.
Stellt euch vor: Ich par­ke mein Auto vor einer Werk­statt auf einem öffent­li­chen Park­platz, weil ich schnell ein­kau­fen gehe. Ein Mecha­tro­ni­ker sieht mein Kenn­zei­chen mit HU-Pla­ke­te, denkt sich: „Da ist bald TÜV fäl­lig“ – und führt ohne Rück­spra­che die Haupt­un­ter­su­chung durch. Als ich wie­der­kom­me, klemmt eine Rech­nung an der Windschutzscheibe.

Muss ich die bezah­len?
Rein recht­lich: Nein.
Und genau das habe ich, sinn­ge­mäß, auch dem Sani­täts­haus gesagt, als sie sich tele­fo­nisch mel­de­ten und frag­ten, war­um die Kran­ken­kas­se die Kos­ten­über­nah­me abge­lehnt habe.

Wir erklär­ten ihnen, dass sie kei­nen Auf­trag hat­ten – und dach­ten, damit sei die Sache erle­digt. Doch heu­te der nächs­te Anruf: Man habe mit der Kran­ken­kas­se tele­fo­niert und den Fall „bespro­chen“. Ohne unser Wis­sen, ohne unser Einverständnis.

Ich war fassungslos.

Ein Sani­täts­haus, das nicht von uns beauf­tragt wur­de, führt eine Leis­tung durch, erhält eine Ableh­nung – und ver­han­delt dann auf eige­ne Faust mit der Kran­ken­kas­se? Das ist nicht nur recht­lich bedenk­lich, son­dern auch über­grif­fig. Es gefähr­det die Ver­sor­gung von Linn.

Denn was, wenn durch die­se Akti­on nun plötz­lich das Pfle­ge­bett bei uns zu Hau­se nicht mehr ein­satz­fä­hig ist? Es muss repa­riert wer­den. Doch was machen wir, wenn wir eine neue Ableh­nung kas­sie­ren, gegen die wir Wider­spruch ein­le­gen müs­sen?
Ein Pfle­ge­bett ist tag­täg­lich im Ein­satz und muss sofort repa­riert wer­den, auch weil Fach­kräf­te dar­an arbei­ten, die aber defek­te Hilfs­mit­tel nicht wei­ter bedie­nen dür­fen, weil sie ihren Haft­pflicht­schutz ver­lie­ren können.

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Und ein Wider­spruch kann nur sau­ber geführt wer­den, wenn wir genau wis­sen, was wann, wie und von wem kom­mu­ni­ziert wur­de. Nur dann kön­nen wir oder unse­re recht­li­che Ver­tre­tung ziel­ge­rich­tet argumentieren.

Kein Ver­sor­ger – weder für Beatmung, Pfle­ge­bett noch Apo­the­ke – hat den vol­len Über­blick über alle Hilfs­mit­tel, die die Inten­siv­la­dy benö­tigt. Die­sen Über­blick haben wir. Wir wis­sen, war­um wel­ches Hilfs­mit­tel wann und wo gebraucht wird und wer für wel­chen Bereich zustän­dig ist.

Und dann kam im heu­ti­gen Gespräch noch der Satz:
„Wenn das Bett nicht gewar­tet wird, müs­sen wir es abholen“

Das muss man sich mal vor­stel­len: Ein Sani­täts­haus ent­schei­det plötz­lich, ob ein Pfle­ge­bett, das ihnen nicht gehört und sie nichts zu schaf­fen haben dar­an, wei­ter­hin bei einem inten­siv­pfle­ge­be­dürf­ti­gen Kind ste­hen darf – und droht mit Abholung.

Das ist für mich Mani­pu­la­ti­on durch Angst.
Und das ist für mich das Ver­stö­rends­te an die­ser Situation.

Man stel­le sich wie­der das Auto-Bei­spiel vor: Ich bezah­le die unrecht­mä­ßig durch­ge­führ­te HU nicht – und die Werk­statt droht des­halb, mein Auto stillzulegen.

Genau die­ses Gefühl bleibt zurück: Macht­lo­sig­keit, Wut, Angst.
Und die Fra­ge: Was pas­siert als Nächstes?

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